Ich habe Wirecard vor dem Crash gekauft. Was ich daraus gelernt habe.

Hallo zusammen,

letzte Woche Mittwoch habe ich in mein Aktien wikifolio Wirecard gekauft.

Die Aktie lag gerade 3% im Minus und erschien mir günstig, zumal ich schon länger auf der Suche nach einem weiteren Finanztitel war. Also mit gut 5% Gewichtung ins Depot gelegt und nicht groß darüber nachgedacht.

Ich hatte zwar irgendwie ein ungutes Gefühl, es gab keine News und der DAX lag eigentlich auch recht gut.

Aber an einem Titel der schon mal Nahe 200€ lag und jetzt für 160€ zu haben war konnte ich nicht vorbei gehen.

Und dann kam der Donnerstag: 15% Abschlag in der Spitze. Sch**** . Und jetzt ?

Ich habe mein Handeln vor und während des “Crashs” mal reflektiert und überlegt was ich richtig und was ich falsch gemacht habe.

 

Falsch gemacht: Auf den Bauch gehört

Das Minus bei Wirecard trotz fehlender News und sonst neutralem Marktumfeld hätten mir eine Warnung sein müssen.

Ob es jetzt Insidertrades oder Shortseller waren.

Das nächste Mal sollte ich einfach dreimal über einen solchen angeblich günstigen Kauf nachdenken.

 

Richtig gemacht: Ruhe bewahren

Das habe ich irgendwie instinktiv richtig gemacht. Ich bin ruhig geblieben und habe nicht panisch verkauft.

Ob das jetzt daran lag, dass ich nicht so viel Geld im wikifolio investiert habe oder ich mit der Börse schon so viel durch habe kann ich nicht sagen.

Auf jeden Fall war das die richtige Reaktion.

Richtig gemacht: Situation analysiert

Am Donnerstag zog die Aktie wieder an. Ich hatte jetzt eine Aktie die knapp 10% im Minus notierte.

Das war akzeptabel und für mich in der normalen Schwankungsbreite.

Wenn es jetzt ein paar Monate dauern würde bis Wirecard wieder das Ausgangniveau erreicht hatte war das für mich in Ordnung.

Auch an den Vorwürfen schien erstmal wenig dran zu sein.

 

Falsch gemacht: Kein “Abstauber-Limit” gesetzt

In solchen Situationen kommt es manchmal vor, dass eine Aktie nach einem ersten Aufwärtstrend nochmal richtig abstürzt.

Ob das passiert kann natürlich keiner Wissen.

Das war bei Wirecard dann am Freitag der Fall.

Hier rissen wahrscheinlich Stop-Loss-Ketten die Aktie von 145€ auf knapp über 100€ herunter. Noch einmal -25%. Sch**** .

Hier zum Beispiel am Donnerstag einen Limit-Kauf bei 110€ bei gleichem Volumen in den Markt zu legen hätte meinen anfänglichen Verlust fast wieder relativiert.

 

Richtig gemacht ? Nach Beruhigung der Lage nachgekauft.

Über das Wochenende stellte sich heraus, dass an den Vorwürfen wohl wenig dran ist. Hierfür habe ich so gut es ging recherchiert, auch die Finanzblogszene war hier eine große Hilfe.

Der Aktienkurs erholte sich am Montag recht schnell auf ein Niveau nahe 130€.

Das waren allerdings immer noch fast 20% Minus im Depot.

Da ich immer noch vom Unternehmen überzeugt bin, einen weiteren Kurssturz für unwahrscheinlich halte und noch Kapital zur Verfügung hatte habe ich also beschlossen Wirecard zum Kurs von 128,50 € nachzukaufen.

Mein Einstandskurs beträgt damit ca. 140€.

Mein aktueller Verlust mit Wirecard beträgt damit bisher -8,0%. Tendenz fallend.

 

Ob der Nachkauf die richtige Entscheidung war muss aber die Zukunft zeigen.

Sobald Wirecard wieder nahe des Einstandskurses notiert werde ich auf jeden Fall einen Teil verkaufen um das Klumpenrisiko wieder zu verringern.

 

Learnings

  • Lieber dreimal über einen Kauf nachdenken und nicht von scheinbar günstigen Kursen verleiten lassen
  • Wenn ein Nachkauf ohnehin im Raum steht ein Abstauber-Limit in den Markt legen

 

Kennt ihr die Situation ? Auch schonmal erlebt ? Wie würdet ihr handeln ? Schreibt mir einfach einen Kommentar.

Kommentar (5)

  • Thomas| Februar 6, 2019

    Hi, das wichtigste Learning fehlt noch: “Markettiming” funktioniert nicht.

    • Tobias| Februar 6, 2019

      Hallo Thomas,

      danke für deinen Kommentar. Das man über Timing prinzipiell schlauer als der Markt sein kann denke ich auch nicht.
      Das man aber dümmer als der Markt sein kann glaube ich sehr wohl. Und das gilt es zu vermeiden 😀

      LG,

      Tobias

      • Thomas| Februar 6, 2019

        Hi Tobias,
        ich war einst in einer ähnlichen Situation. Mit einer Aktie,die ich nach einem Drawdown für günstig gehalten habe, insg. 16T€ Verluste eingefahren und beim warten auf den Turnarround noch viel Kurssteigerung im Gesamtmarkt verpasst. Diese Erfahrung hat mich zu einem konsequenten ETF Sparplan Investor gemacht: Assetallokation festlegen, schnell umsetzen und die Sparrate monatlich in den Markt investieren, ohne nachdenken+ 1x im Jahr rebalancing

        Grüße
        🙂

        • Tobias| Februar 7, 2019

          Hallo Thomas, diese Investmentstrategie verfolge ich privat auch zum Großteil und predige sie hier ja auch.

          Nachdem es heute für Wirecard wieder nach unten ging kann man wirklich bezweifeln, ob der Nachkauf doch die richtige Aktion war.
          Ein erneuter Nachkauf kommt jedenfalls aktuell nicht in Betracht.

          LG,

          Tobias

  • Roland| Februar 9, 2019

    Meine Meinung: Keiner weiß genau, ob an der Sache etwas dran ist oder nicht. In so einem Umfeld eine Aktie zu kaufen ist Spekulation, nicht Investition. Spekulation mit so einem hohen Depotanteil – und dann noch ohne Stop-Loss – ist nicht vernünftig.

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    Hallo zusammen, um den Jahreswechsel herum habe ich mich entschieden…