Charity Depot: Auf der Suche nach einem nachhaltigen Broker

Hallo zusammen,

um den Jahreswechsel herum habe ich mich entschieden mit den Einnahmen dieser Webseite ein nachhaltiges Depot zu starten. Hier könnt ihr den Ausgangsartikel nochmal nachlesen.

Für mein Charity-Depot benötige ich natürlich zunächst einmal einen Broker.

Ganz im Sinne des Projektes habe ich mich zuerst im Bereich der nachhaltigen Banken umgeschaut, ob ich dort einen für mich passenden finden kann.

Meine Hauptkriterien waren hierbei in dieser Reihenfolge:

  • Kosten
  • Auswahl und Handhabbarkeit
  • Nachhaltigkeit

Die Reihenfolge möchte ich noch einmal kurz erläutern:


Kosten

Für mich der wichtigste Punkt.

Das Depot kommt mit einem relativ kleinen Betrag daher, hier ist es also wichtig, dass die Performance nicht noch durch Depotführungsgebühren belastet wird.

Auch die Orderkosten sollten sich im Rahmen halten.


Auswahl und Handhabbarkeit

Auch ein nachhaltiger Broker muss für mich vernünftig nutzbar sein.

Dazu gehört Online-Banking, eine breite Produktauswahl und eine möglichst bequeme Kontoeröffnung.


Nachhaltigkeit

Auch beim Broker ist Nachhaltigkeit natürlich wichtig.

Allerdings beschränkt sich das Geld, dass der Broker tatsächlich von mir z.B. fürs Kreditgeschäft nutzen kann auf den geringen Betrag auf dem Verrechnungskonto und Gewinne durch die Orderkosten.

Daher ist dieses Kriterium bei mir auch “nur” auf Platz drei.


Brokerauswahl

Als Basis für meine Recherche diente mir die Seite Geld bewegt der Verbraucherzentralen.

Dort findet man eine Liste von nachhaltigen Banken in Deutschland und deren Nachhaltigkeitskriterien.


Nachhaltigkeitsstandards

Auch zu den Nachhaltigkeitsstandards gibt es auf der Seite der Verbraucherzentralen eine Liste.

Die “Basis”-Nachhaltigkeit beinhaltet den Ausschluss von Eigenanlagen und Kreditvergabe in den Bereichen:

  • Waffen und Rüstung
  • Kinderarbeit
  • Arbeitsrechtsverletzungen
  • Menschenrechtsverletzungen
  • Glücksspiel

Diese Kriterien können alle gelisteten Broker erfüllen.

Ganz vorn im Nachhaltigkeits-Ranking liegen Ethikbank, GLS Bank und die Umweltbank, die auch industrielle Tierhaltung und fossile Brennstoffe ablehnen.

 

Da ich die Nachhaltigkeit ja nicht zum K.O.-Kriterium gemacht habe fliegt hier noch keine Bank aus der Wertung.


Auswahl und Handhabbarkeit

Viele der Banken bieten eigene nachhaltige Fonds oder Finanzprodukte an und bieten dafür Vergünstigungen.

Da ich aber an diesen kein Interesse habe sondern es um nachhaltige ETF gehen soll interessieren diese mich nicht weiter.

Was positiv ist: Keiner der Broker schreibt einem die handelbaren Produkte vor, eine händische Sortierung wäre hier wahrscheinlich auch zu aufwändig.

Rheinmetall oder Agrar-ETF beim nachhaltigen Broker kaufen ? Wahrscheinlich kein Problem.

Bei der Recherche ist mir aufgefallen, dass sich viele Webseiten extrem ähneln und auch fast alle ähnliche Wertpapiere bieten.

Das liegt daran, dass die meisten nachhaltigen Banken sich unter dem Dach der genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken befinden .

Finde ich an sich eine gute Idee, den das spart Kosten und sorgt trotzdem dafür, dass man ordentliches Online-Banking oder gar Apps erwarten kann.

Volks- und Raiffeisenbanken unterstützen auch vielfach soziale Projekte vor Ort, ähnlich den Sparkassen.

Außerdem fällt natürlich die hohe Dichte der kirchlichen Einrichtungen auf.

Ich selbst bin zwar nicht gläubig, kann mich aber schon mit den ein oder anderen christlichen Werten identifizieren. Ich finde das sollte jeder selbst entscheiden.

 

Auch hier fällt keine Bank durch. Schauen wir also nach dem wichtigsten: Den Kosten.


Liste nachhaltiger Broker mit Kostenaufstellung und Nachhaltigkeitsstandards

Beim Produktvergleich der Verbraucherzentralen wurde das klassische Girokonto und Sparanlagen untersucht. Leider sucht man eine Liste der Depotanbieter umsonst. Also habe ich das selbst überprüft:

 

Bank Produkt Grundpreis
in € pro Monat
Orderkosten Nachhaltigkeit Besonderheiten
Steyler Ethik Bank Depot mind. 2,10 € 1% mind. 20 € Basis
Evenord Bank Depot mind. 4,16 € 1% mind. 35 € erweitert
Bank für Kirche und Diakonie Depot unbekannt unbekannt Basis
Preisverzeichnis nicht Online
Bank im Bistum Essen BIBdirekt-Depot 0,00 € 0,25% vom Kurswert
mind. 9,90 €
erweitert
Bank für Orden und Mission Depot 1,05€ + 0,50€ pro Wertpapier
0,25 % vom Kurswert
mind. 12,50 €
Basis
Extrakosten für mobile-TAN
Ethikbank DepotOnline 2,08€ + mindestens 0,40€ 0,45 % vom Kurswert, mind. 17,50€ erweitert
Evangelische Bank Depot unbekannt 0,50 % vom Kurswert mind. 12,00 € Basis Preisverzeichnis nicht Online
GLS Bank Depot 5€ + mindestens 0,50€ pro Wertpapier 0,50 % vom Kurswert mind. 15,00 € erweitert
Pax Bank Depot 0,40 € pro Wertpapier 0,25 % vom Kurswert mind. 10,00 € Basis
Umweltbank Depot 0,00€ 1,10 % vom Kurswert, mind. 25,00 € erweitert Depotkosten eigentlich mind. 12,50€/Jahr. Aktuell wird darauf verzichtet.
Die Liste ist Stand 01/2019 und ohne Gewähr.

Verdammt teuer

Auf den ersten Blick fallen natürlich die teilweise fast schon absurd hohen Kosten für die Orders auf, die man in Zeiten von Flat-Fee und Direktbroker nicht mehr gewohnt ist.

Auch Depotkosten sind eigentlich in Zeiten von kostenfreien Girokonten mit Depot fast schon ein Relikt.

Sicherlich kann so eine nachhaltige Bank nicht mit einer 5€-Flat Fee der onvista konkurrieren, wenn ich aber kein 5-stelliges Depot habe und diese Kosten vernachlässigen kann fallen viele der Angebote leider schon von vornherein durch. Schade.

Aber wenn man genau hinschaut gibt es auch ein paar Anbieter die in Frage kommen.


Beispielkalkulation

Ich kalkuliere mal mit 2 Orders á 250€ pro Jahr. Diese sehe ich fürs Experiment als realistisch an.

Mit einer ausgedünnten Auswahl würden folgende jährliche Kosten entstehen:

Bank im Bistum Essen: 19,80€ = 3,96%

Evangelische Bank:        24,00€ + unbekannt = mind. 4,8%

Pax Bank:                         20,00€ +  4,95€ jährlich = 5%

Auch bei geänderter Ordergröße würde sich dieses Ergebnis nicht verändern, da auch die prozentualen Orderkosten jeweils höher sind.


Ergebnis

Den besten Preis aller überprüften nachhaltigen Broker bietet also die “Bank im Bistum Essen”.

Aber will ich bei denen auch Kunde werden ?

Zunächst habe ich erneut die Nachhaltigkeitskriterien überprüft.

Man tätigt keine Investments oder gibt Kredite in den Bereichen:

  • Waffen und Rüstung,
  • Kinderarbeit
  • Arbeitsrechtsverletzungen
  • Menschenrechtsverletzungen
  • Glücksspiel

eine genauere Recherche ergibt auch Ausschlüsse in den Bereichen:

  • Atomkraft
  • Alkohol
  • Tabak
  • Kraftwerkskohle
  • Pornografie
  • Abtreibung
  • Embryonale Stammzellforschung
  • keine Nahrungsmittelspekulationen

Insbesondere über Pornografie, Abtreibung und embryonale Stammzellforschung kann man sicher diskutieren. Bei einer katholischen Bank habe ich aber nichts anderes erwartet.

Insgesamt erfüllt die Bank daher sogar mehr Kriterien als durch die Verbraucherzentralen ermittelt und kann sogar mit den erweiterten Kriterien der wesentlich teureren Banken mithalten.

Und wo legt die Bank ihr Geld so an ?

Schwerpunke der Kreditvergabe:

  • Energiesparmaßnahmen
  • Erneuerbare Energien
  • Gesundheit und Pflege
  • Kirchlich-karitative Einrichtungen
  • Krankenhäuser

Das klingt erstmal gut. Außerdem betreibt man ein eigenes Mikrofinanzgeschäft in 40 Ländern über einen Fonds, in den man auch selbst investiert.

Die Kontoeröffnung ist per Videoident möglich, leider muss man danach noch auf Unterlagen warten. Aber damit kann ich leben, bis zur ersten Transaktion dauert es ja noch etwas.


Zusammenfassung

Da für mich vor allem der Preis im Vordergrund stand bin ich froh doch noch einen passenden nachhaltigen Anbieter gefunden zu haben.

Insgesamt ist der Markt insgesamt aus meiner Sicht immer noch zu teuer und nicht wirklich lukrativ.

Wenn man Nachhaltigkeit für alle anbieten will muss man natürlich preislich auch so attraktiv sein wie andere Broker.

Aber wie ihr seht ist es mit etwas Recherche auch jetzt schon möglich einen nachhaltigen Broker, der sich preislich fast nicht vom Angebot einer comdirect unterscheidet, zu finden.


Wie geht’s weiter ?

Für mich heißt es jetzt erstmal warten auf die Kontounterlagen.

Nachdem ich bei der Recherche gelernt habe dass auch Nachhaltigkeit nicht gleich Nachhaltigkeit ist muss ich meinen persönlichen Kompass erstmal ausrichten.

Vielleicht schreibe ich dazu auch noch einen Artikel.

Ansonsten wird es mit der Auswahl eines oder mehrerer passender ETF weitergehen.

 

Schon mal über einen nachhaltigen Broker oder ein nachhaltiges Girokonto nachgedacht ? Machbar und bezahlbar ist es !

 

 

Kommentar (4)

  • Petra Wolff| Januar 16, 2019

    Hallo Tobias,
    beim Drüberschauen über die Tabelle mit den Konditionen habe ich nur mit dem Kopf geschüttelt. Dabei ist mir auch nur Essen positiv aufgefallen. Wären die nicht dabei gewesen, wäre mein Vorschlag: Eröffne einfach ein günstiges Depot bei einem nicht nachhaltigen Broker und nimm die Nachhaltigkeit einfach selbst in die Hand. Es liegt doch an Dir, worin Du investierst. Naja, und von den paar “Kröten” (sorry, soll nicht überheblich klingen,) werden die keine “bösen” Kredite vergeben können.
    Jedenfalls finde ich die Idee sehr gut und bin gespannt auf weitere Schilderungen zu dem Thema.
    Gruß Petra

    • Tobias| Januar 16, 2019

      Hallo Petra,

      danke für deinen Kommentar. Ja ich finde die Konditionen auch bei fast allen inakzeptabel und hatte nach der Hälfte der Recherche auch schon überlegt deinem Vorschlag zu folgen.
      Zum Glück habe ich ja noch was Akzeptables gefunden.
      Die 10€ pro Order waren meine persönliche Schmerzgrenze, die ich ja gerade noch halten konnte.

      Freut mich wenn du hier ab und zu mal mitliest 🙂

      LG,

      Tobias.

  • Daniel| Januar 18, 2019

    Und jetzt kaufst du auch nur ethisch-moralisch gute Aktien ins Depot oder kommen jetzt die Nestles, PGs und BASFs ins Bio-Depot?

    Wo ziehst Du die Grenze?

    • Tobias| Januar 18, 2019

      Hallo Daniel,

      das ist ein guter Punkt über den ich mir zwar Gedanken gemacht aber auch für mich noch keine abschliessende Lösung gefunden habe. Insofern danke für den Input.
      Ich werde wahrscheinlich daraus auch einen eigenen Blogpost machen.

      Erstmal:
      Prinzipiell hatte ich an ETF gedacht, aus dem einfachen Grund, dass ich trotz geringem Depotbetrag eine gewisse Diversifizierung erreichen möchte.

      Weiter:
      Wenn es danach geht ob ethisch-moralisch alles einwandfrei ist dürfte man sich wahrscheinlich keine Aktie einer größeren Firma ins Depot legen.
      Da geht es eher darum abzuwägen ob denn die von dir genannten oder auch Apple (Herstellungsbedingungen), Amazon (Arbeitsbedingungen) noch OK ist oder gar nicht geht.

      Und dass man nie die 100% super-Lösung finden wird die dann auch noch gut performt ist mir klar.
      Aber das Projekt ist ja genau dafür dass ich mir darüber Gedanken mache und eventuell Lösungen aufzeigen kann.

      LG,

      Tobias

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